Nie wieder 1933
25.000 Menschen setzen am Marktplatz ein starkes Zeichen für unsere Demokratie. Mit dabei war auch Ernschle-Redakteur Stefan. Seine erste Demo überhaupt
Das Recherche-Portal correctiv hat ein Geheimtreffen von Neonazis in Potsdam aufgedeckt. Seither gehen überall im Land Menschen auf die Straße, so nun auch in Karlsruhe. In Potsdam waren reiche Industrielle und Politiker der AfD, Idenditären Bewegung und Werteunion zusammengekommen, um Pläne zur Remigration zu besprechen. Ein Begriff, der viel zu nett formuliert ist, besser passen würde Massenabschiebung oder Deportation, denn nichts anderes ist geplant: Sie planen nach und nach alle Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund aus Deutschland abzuschieben.
Meine Familie kommt aus Nordmazedonien. Wir sind selber Migranten. Meine Eltern sind hierher gekommen, um für meine Geschwister und mich eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Durch den Kopf gehen mir nur schlechte Sachen, wenn ich über die Pläne der Neonazis nachdenke. Meine Schwester ist acht Jahre alt und sie hat das auch mitbekommen, wo ich zuhause mit meinen Eltern über das scheiß Thema gesprochen habe und sie hat leicht angefangen zu weinen und hat gesagt: „Was werde ich in Mazedonien machen, wenn wir zurück müssen? Dort habe ich keine Freunde, mit denen ich spielen kann…’’ Auch ich möchte nicht weg und will hier später mal studieren. Warum sollte uns Deutschland abschieben, wenn wir die Zukunft sind? Weil ich mir Sorgen mache, bin auch ich auf die Straße gegangen.
Für mich war es die erste Demo und ich war gespannt, wie viele Leute kommen würden. Wir trafen uns zunächst mit ein paar anderen, passend zum Thema, am Platz der Grundrechte. Und es war echt viel los! Von allen Seiten strömten die Menschen Richtung Marktplatz. Dort war hinter der Pyramide eine Bühne aufgebaut, wo sechs Redner sprechen sollten, z.B. was für Nachteile Deutschland haben würde, wenn die Menschen abgeschoben würden oder wie sich das Leben in Deutschland verändern würde. Was wäre los mit der deutschen Wirtschaft, wenn alle diese Menschen abgeschoben würden? Ganz im Ernst? Nichts würde mehr gehen! Wer macht denn zumeist die schlechtbezahlten Jobs im Krankenhaus oder auf dem Bau? Und jetzt alle Ausländer raus? Sogar das Gegenteil ist der Fall: Deutschland braucht Zuwanderung! Menschen aller Herkunft, verschiedenen Aussehens und Alter waren da. Gemeinsam sind wir aufgestanden, um die Demokratie dieses Landes zu verteidigen. Man sah hunderte Plakate und Fahnen für die Demokratie und gegen die Rechtsradikalen: „AfD wählen ist so 1933“, „Bunt ist hübscher als kackbraun“, „Menschenrechte statt rechet Menschen“. Zum Abschluss haben wir alle gemeinsam einen Marsch durch ganz Karlsruhe gemacht, um den anderen Menschen alle zu zeigen, was richtig ist.
Man sieht, wie viel man zusammen bewirken kann, wenn wir nur alle aufstehen und für das richtige kämpfen. Die Menschen in Karlsruhe haben ein starkes Zeichen gegen Hass und Rassismus gesetzt.