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„Der KSC bedeutet alles für mich.“

KSC-Spieler Marvin Wanitzek im Ernschtle-Interview.

Marvin Wanitzek ist die feste Konstante beim KSC und dort absoluter Leistungsträger. Er hat schon über 260 Spiele für den Karlsruher SC bestritten und gilt als einer der besten und torgefährlichsten Mittelfeldspieler der Zweiten Fußballbundesliga. In den letzten Jahren hat er kaum ein Spiel verpasst. Ein Grund dafür ist auch seine Lebensweise, wie er uns bei unserem Treffen nach Saisonende verrät. 

Der KSC hat eine tolle Saison gespielt und wurde am Ende Fünfter. Die Stimmung rundums neue Wildparkstadion müsste eigentlich spitze sein, doch dem ist nicht unbedingt so. Mit Paul Nebel, Igor Matanovic und Kapitän Jérome Gondorf verlassen drei absolute Leistungsträger den Verein. Ein großer Umbruch steht bevor, die Mannschaft muss wieder neu aufgebaut werden. Gleichzeitig muss sie dringend verjüngt werden. Marvin Wanitzek will als Führungsspieler noch mehr Verantwortung übernehmen. Doch die Aussichten sieht Wanitzek eher nicht so positiv, wie er uns recht freimütig erzählt: „Ich denke, es wird nicht um mehr als den Klassenerhalt gehen.“

Ernschtle: Schwäbisches oder badisches Essen?

Marvin Wanitzek: Badisches, aber da habe ich kein wirkliches Lieblingsessen. 

Ernschtle:Wer war dein Kindheitsidol?

Marvin Wanitzek: In der Anfangszeit war das auf jeden Fall Zinedine Zidane. Damals bei der Heim-WM 2006, wo er seine letzte WM spielen durfte… Leider ging die ja mit der roten Karte im Finale und dem Titel an Italien nicht so gut für ihn aus. Mit der Zeit dann aber auch Toni Kroos, weil es mir wirklich Spaß macht, ihm beim Spiel zuzuschauen.

Ernschtle: Wer ist bei euch der Lustigste in der Kabine? 

Marvin Wanitzek: Letztes Jahr wär es unser Gordi, also Daniel Gordon (Lesetipp: Im letzten Ernschtle/Ausgabe 2023 hat der  Kultspieler uns ein letztes Interview gegeben) Dieses Jahr ganz klar unser Kapitän Jérome Gondorf.

Ernschtle: Hast du eine bestimmte Routine vor Spielen? Irgendein Rituale?

Marvin Wanitzek: Nein, gar nichts. Es gibt ja genug Leute, die z.B. als erstes den rechten Schienbeinschoner anziehen oder solche Dinge. Aber ich bereite mich ganz normal vor und dehne mich, um meine Muskeln zu aktivieren, so dass dann nichts im Spiel passiert. 

Ernschtle: Ist das der Grund, wieso du so wenig aufgrund von Verletzungen fehlst? Seit du beim KSC bist sind es erst zwei oder drei Spiele?

Marvin Wanitzek: Ja, es waren tatsächlich nur drei Spiele, aber nicht aufgrund von Verletzungen sondern nur wegen Sperren. 

Ernschtle: Wirklich Hut ab dafür. Du hast außer beim KSC noch beim VfB Stuttgart gespielt. Wer war der bester Mitspieler, mit dem du je hast spielen dürfen?

Marvin Wanitzek: Das war beim VfB auf jeden Fall Daniel Didavi wegen seiner unglaublichen Technik und seinem wahnsinns linken Fuß. Dazu sein gutes Raumgefühl. Er war nicht der schnellste aber er wusste ganz genau, wann der tödliche Pass kommen musste und diese Übersicht, wie er sie hatte, hatte so niemand in meinen bisherigen Vereinen. Genauso bei Lars Stindl. Diese Ruhe, wie Lars sie hat, ist sehr beneidenswert.

Ernschtle: Was bedeutet der Begriff „Derby“ für dich?

Marvin Wanitzek:  Sehr viele Emotionen, gerade von außen geprägt. Gerade wenn man sich das Derby zwischen dem KSC und VfB anschaut. Leider habe ich es von meinen zwei Spielen gegen sie nur einmal mit Fans erlebt, weil in der Rückrunde die Corona-Pandemie ausgebrochen war. Aber diese Stimmung war einfach phänomenal. Oder vor kurzem in i Kaiserslautern. Das sind diese Spiele, in denen du noch mehr gibst, als du eigentlich kannst, weil vor dem Spiel eine so starke Vorfreude zu spüren ist. Der Support von den Fans ist bei diesen Spielen ebenfalls einzigartig. Das pusht einen natürlich nochmal mehr. Diese Saison war es ja sehr erfolgreich, als wir 4:0 auf dem Betzenberg gewonnen haben. Diese Stimmung ist auf keinen Fall zweitligareif. Das ist mindestens Bundesliga.

Ernschtle: Kann man die Emotionen während des Spiels ausblenden?

Marvin Wanitzek: Ich denke, das ist bei jedem Spieler unterschiedlich. Ich kann für mich sprechen. Es gab eine Zeit, am Anfang meiner Karriere, wo man etwas eingeschüchtert war vor einer solchen Kulisse. Die ganzen Emotionen. Aber mittlerweile kann ich schon sehr gut damit umgehen und da könnte jetzt auch das Champions League Finale kommen… Ich bin da sehr ruhig geworden und lasse mir nicht mehr anmerken, wenn ich etwas aufgeregt bin. Der Fokus liegt einfach darauf, das Bestmögliche aus mir herauszuholen. Ich konzentriere mich in Folge dessen die 90 Minuten nur auf meine Mannschaft und das Spiel.

Ernschtle: In Kaiserslautern hast du ja das so wichtige 1:0 erzielt. Und dann noch direkt vor dem KSC-Block…

Marvin Wanitzek:  Das war natürlich großartig. Das Tor direkt vor den vielen tausenden mitgereisten KSC-Fans… 

Ernschtle: Der Betzenberg in Kaiserslautern ist schon fett. In welchem Stadion würdest du sonst gerne mal auflaufen?

Marvin Wanitzek: Das war früher immer das San Bernadeo von Real Madrid, ein Kindheitstraum. Das ist heute leider  unrealistisch. In meinem einzigen Spiel für die Profis beim VfB durfte ich für 10 Minuten im Signal Iduna Park bei Borussia Dortmund spielen, vor 80.000 Fans, das war schon sehr besonders. Dort nochmal zu spielen…

Ernschtle: Wie alt warst du da?

Marvin: Da war ich 21. Ich war damals oft im Kader bei den Profis, aber es hat leider nur zu diesem einen Einsatz gereicht. In meiner Zeit in Stuttgart haben wir immer gegen den Abstieg gespielt. Da mussten wir jüngeren Spieler uns immer wieder hinten anstellen. Das Risiko auf junge Spieler zu setzen. 

Ernschtle: Was fühlst du, wenn du für den KSC spielst und was bedeutet der Verein für dich?

Marvin Wanitzek: Ja, der KSC… Ich habe mich sehr oft dazu geäußert. Wenn man hier selber als Kind mitgefeiert hat, selbst im Fanblock gestanden ist. Der KSC war mein Verein in meinen Umkreis. Es bedeutet alles für mich, wenn man für seine Heimat auflaufen kann, direkt vor der Haustür. Das gibt es heutzutage im Profifußball nicht mehr so oft. Ja, das bedeutet sehr viel für mich und ich bin sehr dankbar, dass ich für diesen Verein spielen kann. Auf dem Platz versuche ich natürlich immer dies mit Leistung züruckzugeben.

Ernschtle: Es kann sein, dass du nächstes Jahr beim KSC Kapitän sein wirst.

Marvin Wanitzek: Das schauen wir mal. Man weiß ja noch nicht, in welche Richtung das alles gehen wird nächste Saison.  Für mich ist die Kapitänsbinde nicht so wichtig, ich versuche immer durch meine Leistung zu gäenzen und ein Stück Verantwortung zu übernehmen. Es wissen auch die Trainer und die Jungs, dass ich ohne Binde gleich bin.

Ernschtle: Was war dein schönster Moment im KSC Trikot. 

Marvin Wanitzek: Das war der 2:1 Siegtreffer gegen Schalke 04, mit einem Schuss aus 25 Meter, links oben in den Winkel. Und als zweites direkt hinten dran natürlich der Derbysieg gegen VFB Stuttgart, wo ich auch mit einem Tor gegen mein Ex-Verein habe beitragen dürfen.

Ernschtle: Wer war bis heute dein schwerster Gegenspieler? 

Marvin Wanitzek:  Das kann ich euch so genau gar nicht sagen. Als wir vorletzte Saison im DfB Pokal gegen Bayer Leverkusen gespielt und sogar gewonnen haben, da war zum Beispiel Jeromy Frimpong., der 36km/h schnell ist. Den kann man einfach nicht verteidigen. Leverkusen, das ist schon eine andere Hausnummer. Als wir gegen sie gespeilt haben, standen fast genau dieselben Spieler auf dem Platz, die jetzt in der Bundesliga klar Meister geworden sind. Dass wir gegen die gewonnen haben…

Ernschtle: Wie fühlt man sich, wenn es Kinder gibt, die dich als Vorbild nehmen?

Marvin Wanitzek: Natürlich ist das ein besonderes Gefühl. Ich kann das selbst sehr gut nachvollziehen, weil ich auch ein Vorbild hatte, als ich klein war. Er spielte auch beim KSC: Massimilian Parcello. Ich hatte ein Trikot von ihm. Gestern erst war ich auf einer Veranstaltung, wo viele Fans wegen mir gekommen sind und mein Trikot getragen haben. Das ist ein besonderes Gefühl, weil man weiß, dass die eigene Leistung respektiert wird.

Ernschtle: Gibt es noch eine andere Sportart neben dem Fußball, die du ab und zu in der Freizeit spielst oder schaust?

Marvin Wanitzek:  Ich bin sehr sportbegeistert und schaue in erster Linie alles, was mit Fußball zu tun hat. Also viel spanische und englische Spiele, die Bundesliga natürlich. Früher habe ich immer wieder zum Tennisschläger gegriffen, genauso wie Tischtennis. Im Sommer spiele ich dann gerne Beachvolleyball. Die Formel 1 interessiert mich auch noch sehr. Michael Schumacher war für mich früher ein großes Idol und bis heute schaue ich mir jedes Rennen an. Ich versuche auch einmal im Jahr auf ein Rennen zu gehen, weil ich dieses Feeling und den Sound mag. Mich fasziniert diese Team-Ding: Die Mechaniker tüfteln an der Technik, immer in Absprache mit dem Fahrer.

Ernschtle: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass du mit dem KSC mal noch erste Liga spielen wirst?

Marvin Wanitzek: Ja, das ist natürlich mein absolutes Traumziel und wäre dieses Jahr tatsächlich möglich gewesen, hätten wir eine bessere Hinrunde gespielt. Leider ist die zweite Liga von Woche zu Woche immer für Überraschungen gut. Kiel zum Beispiel hatte dieses Jahr keiner so richtig auf dem Schirm. In dieser Liga braucht man immer auch etwas Glück. Man hat aber definitiv gesehen, zu was wir im Stande sind. Gerade so vom 8. bis 10. Spieltag hatte jeder etwas mit sich zu kämpfen und war nicht in seiner Normalform, deshalb sind wir glücklich, dass wir jetzt gegen Ende der Saison so positiven Zuspruch von allen Seiten bekommen haben. Wir sind alle keine Einzelspieler, sondern voneinander abhängig. Wir brauchen uns gegenseitig für das Spiel. Leider fällt nun vieles im Sommer weg und das macht eine Prognose echt schwer. Ich hätte gerne nächste Saison mit dieser Mannschaft so weitergespielt, aber durch den großen Umbruch wird es nicht um mehr gehen als um den Klassenerhalt. Das zu akzeptieren, fällt mir als Spieler nicht so leicht, da man jetzt das fünfte Jahr in der zweiten Liga ist, aber auch natürlich etwas erreichen will. Es hieß, dass, wenn das Stadion steht, investiert wird, aber genau das Gegenteil passiert. Wir haben noch keine namhaften Neuzugänge. Die brauchst du aber, um denn nächstbesten Step zu machen. Ich habe Hoffnung, dass jetzt in den kommenden Wochen der ein oder andere Spieler dazustößt. Man braucht einfach Neuzugänge, die im Sommer dazukommen und dir direkt weiterhelfen. Ich habe noch drei Jahre Vertrag, man wird ja auch nicht jünger. Mal schauen was die Zukunft noch bringt.

Ernschtle: Vielen Dank für das Interview und alles gute nachträglich zum Geburtstag.

Marvin Wanitzek: Vielen Dank, Jungs.

justin@ernschtle.de

Servus erstmal, mein Name ist Justin Schmiedel, bin 14 Jahre alt und wohne in Karlsruhe. Ich gehe in die achte Klasse und in meiner Freizeit spiele ich Fußball bei der Spielvereinigung aus Durlach Aue. In Aue bin ich als Torwart aktiv und wir spielen in der U-15 Verbandsliga. Das ist mein erstes Jahr im Ernschtle und die Themen Social Media, Fußball sowie Sport generell interessieren mich sehr.

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